Ackerer und andere Berufe Teil 6
Vorwort
Lieber Leser, der Ursprung aller menschlichen Arbeit war wohl die der Sammler und Jäger. So beschränkte sich in damaliger Zeit ihre Tätigkeit oft nur auf Nahrungssuche, um das Überleben der Sippe sicherzustellen. Aus den umherziehenden Neandertalern wurden sesshaft werdende Gruppen, die sich erstmals mit Brandrodung zum Ackerbau geeignete Flächen schafften. So sind sicherlich die Landbewirtschaftung und damit der Beruf des Ackerers die älteste Bezeichnung einer Tätigkeit. Dabei ist die in früheren Dokumenten benutzte Bezeichnung Ackerer, die Berufsangabe Bauer gefolgt. Diesen oft etwas abfällig benutzten Ausdruck „Bauer“ hat das Wort „Landwirt“ abgelöst. Nur noch wenige möchten mit der Berufbezeichnung „Bauer“ angesprochen werden, denn leider hat dieses Wort den respektlosen Anspruch als etwas „dümmlich“ zu gelten. In unserer angeblich toleranten Zeit werden Schlagworte in Funk und Fernsehen benutzt wie „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, ohne sich Gedanken über ihre Hintergründe zu machen. Hier steht das Wort „Bauernfänger“ für jemand den man leicht als dumm erkennen kann und sich dadurch „übers Ohr hauen lässt“. Sogar in der Politik spricht man von einem „Bauernopfer“ wenn jemand entlassen wird, weil andere eine Dummheit gemacht haben. Wer kennt nicht den Ausdruck „Bauerntrick“ im Fußball, bei einem einfachen und dummen Austricksen des gegnerischen Spielers. Diese unwürdige Sprache ließe sich leider noch fortsetzen. Sie wird aber keineswegs dem Könnens unserer Bauern gerecht. Seit Menschengedenken müssen sie im Einklang mit der Natur arbeiten, müssen sie ihre Unbilden und Vorzüge erkennen lernen. Die Vielseitigkeit seines Berufes ist mit keiner anderen Tätigkeit vergleichbar, denn auch die klügste Technik kann das Wissen über überlieferte Abläufe nicht ersetzen. Wenn auch Maschinen und zugeführte Nährstoffe die Landbewirtschaftung erleichtert haben, ohne Sonne und Regen wäre des Bauern Arbeit nicht erfolgreich.
Zum Schreiben meiner Hefte „Eisenacher Heimatkunde“ habe ich in Akten viele Berufsbezeichnungen gefunden, die mir unbekannt waren, jedoch von Eisenachern ausgeübt wurden. In diesem Heft möchte ich versuchen einige nicht mehr vorkommende, aber auch noch verbliebene Tätigkeiten von früher aufzuzeigen, denn die Veränderung in unseren Dörfern ist unübersehbar. Geschäfte und Gasthäuser sind verschwunden, Misthaufen sind nur noch selten vorhanden, darin scharrende Hühner kennen wir nur noch aus dem Fernsehen. Wasser und Jauche, die ihre Spur am Straßenrand dem Gefälle gleich ihren Weg immer nach unten liefen, sind verschwunden. „Ob da Powei“ spielende Kinder sieht man kaum, Computer und Handys sind die modernen Spielkameraden und Gesprächspartner.
Es ist eine neue Zeit mit der wir „Alten“ uns schlecht abfinden können. Ich sitze hier am Computer und schreibe diese Zeilen, eine unglaubliche Erleichterung. Der alten, in der Schule erlernten Schreibweise trauere ich nicht nach. Und doch „es war einmal“ und in diese Zeit möchte ich für mich und für dich, lieber Leser, zurückkehren. In dem Buch „Von Moselstrand und Eifelland“ von Alex Zenner aus dem Jahre 1927, fand ich von einem unbekannten Verfasser einige Zeilen in Gedichtform, die mich sehr beeindruckt haben:
- Das has sein eig´nes Wesen, hat ein eigenes Gesicht, Was oft, zu uns, beim lesen aus alten Büchern spricht.
- Sie sagen und sie melden von längst entschwund´ner Zeit, von Büßern und von Helden, von Menschenlust und Leid.
- Die sangen und die schrieben von Lust, Krieg, Burg und Wall, wo sind sie nur geblieben? Gegangen sind sie all!
- In dunkle Ströme münden wie sie, dereinst auch wir, und nichts wird von uns künden als ein vergilbtes Stück Papier.
Werner Weber
Dieses sechste, 64 seitige Heft, ist für 5 Euro natürlich erhältlich bei mir