Die Eisenacher Schule und ihre Geschichte Teil 4
Vorwort
Liebe Leser, seit der dritten Ausgabe meiner Eisenacher Heimatkunde ist nun einige Zeit vergangen.
Unser Dorffest, die 1250 Jahrfeier, ist schon Vergangenheit. Alle können mit Stolz auf das Jubiläumsjahr zurück blicken. Erstaunt waren viele Gäste über das schöne Dorf und die gelungene Gestaltung des Festprogramms. Geschichte leben und erleben ist den Eisenachern hervorragend gelungen. Mit meinem neuen Heft möchte ich Sie an ihre Schulzeit zurückerinnern lassen. Die einklassigen Schulen unserer Vorfahren liegen weit zurück. Damals besuchten unsere Schule in Eisenach noch 100 Kinder und wurden von einem Lehrer beaufsichtigt. Da bestimmte das Organisieren und Improvisieren den Unterrichtsablauf; doch diese Schulform kennen wir nur noch vom Erzählen.
Doch unsere Generation ist die, die den Unterricht in Kriegszeiten erlebt hat, als wöchentliche, ja oft Monate lange Unterrichtsausfälle vorkamen. Mir bleibt in der Nachkriegszeit besonders das Auswendiglernen der Bibel im Gedächtnis. Weil damals, die das Hitlerregime verherrlichende Schulliteratur im Unterricht nicht mehr zu gebrauchen war, wurde die allen Zeitgeist überlebende Bibel der Hauptlerninhalt. Mancher Leser wird gerne an einfühlsame Lehrer denken, aber auch an schlagende und kneifende. Der Rohrstock war eine handfeste Erziehungsmethode und wer ihn verspürte, wird sich nur ungern daran erinnern. Mit dem Ende des Unterrichtes waren die Schulstunden wohl beendet, doch nicht die Angst vor dem Auftauchen des Lehrers. Da diese immer im Dorf wohnten, kam es vermehrt zu Begegnungen mit Erziehungsberechtigten zwecks Gesprächs über uns Schüler. Deren Verhalten wurde dann besprochen und oft erhielt man dann auch noch eine zusätzliche Ohrfeige zu Hause, zur Bestätigung des Lehrer - Elterngesprächs.
Immer war der Lehrer jedoch eine Respektperson, die man höflich zu grüßen hatte, wenn auch mit der Faust in der Hosentasche. Erinnern wird sich so mancher Schüler an Lehrer, die sich den politischen Gegebenheiten anpassten und an andere, die sich nur widerwillig dem Zeitgeist ergaben. Ich denke hier besonders an eine in unserem Dorfe geborene Lehrerin. Aus einem guten und katholischen Bauernhause stammend, geriet sie in die Parteiarbeit und wurde nach dem Aus der Partei nach dem grausamen Krieg entnazifiziert.
Mit Erlaubnis der Familie darf ich diese Akten veröffentlichen. Einige von euch, liebe Leser, wissen sicherlich, dass mein Ur - Großvater Joseph Weber von 1878 bis 1901 Lehrer in unserem Dorfe war. In einem, damals in seinem Besitz befindlichen Buch mit dem Titel >Erinnerungen aus dem Leben eines Schulmannes< von Friedrich Polack aus dem Jahre1836, möchte ich eine Passage zitieren. Mein Ur - Großvater hat sie unterstrichen und mit dem Zusatz <sehr richtig> versehen; Es gibt Menschen, die sind nie Kinder gewesen oder haben ihre Jugend vergessen. Hart und lieblos verurteilen sie jede Regung der Kinderlust. In jedem unschuldigem Spiele sehen sie des Teufels Hetzjagden, in jedem Vergehen abgefeimte Bosheit. Eine freudlose Jugend ist der erste und unverzeihliche Diebstahl an einem Kinde.
Eine sonnige Jugend aber ist ein unverlierbares Kapital, das reiche Zinsen für das ganze Leben trägt. Dieses Zitat enthält vieles von dem was Schule und Erziehung bedenken sollten. Nun möchte ich ihnen, liebe Leser, viel Freude beim Erinnern an unsere Eisenacher Schulgeschichte wünschen.
Werner Weber
Dieses vierte Heft, ist für 5 Euro natürlich erhältlich bei mir